Beiträge mit Schlagwort “Ecuador

Glück im Unglück

Von Banos aus starteten wir eine lange Etappe durch die Berge vorbei am schneebedeckten Chimborazo nach Loja. Wir blieben zwar weiterhin auf der Panamericana, die auf diesem Teilstück sehr kurvig ist und super viel Spass machte. So fuhren wir einige Stunden unermüdlich durch die Berge bis wir zu einer langgestreckten Brücke kamen. Da geschah es: Micha war an diesem Tag vorgefahren und passierte die Brücke. Am Ende der Brücke befand sich komplett unerwartet ein kaum sichtbarer, nicht markierter Speed-Bump (Geschwindigkeitshuckel?). Micha sah den Huckel im Aspahlt in letzter Sekunde und machte eine Vollbremsung, um nicht über den Huckel zu fliegen. Ungeschickterweise sah auch Carmen den Huckel nicht und wurde von der Vollbremsung überrascht. Sie bremste zwar noch, aber es war leider zu spät. Sie krachte mit geschätzen 60 km/h mit ihrem rechten Koffer in Michas linken Motorradkoffer. Durch die Wucht des Aufpralls wurden beide Koffer abgerissen und wir beide zu Boden geschleudert. Wir rutschen einige Meter auf dem Asphalt entlang, kamen zum Glück jedoch recht schnell zum Stillstand. Micha’s Fuss war unter seiner Maschine eingeklemmt, doch Carmen konnte das Motorrad anheben und so Michas Fuss befreien. Nach einem kurzen Check stellten wir fest, dass uns ausser ein paar Prellungen und Schürfwunden nichts weiter passiert ist. Zum Glück hatten wir die kompletten Schutzklamotten getragen. Auch die Motorräder hatten keinen grossen Schaden genommen, nur die Alukoffer und Carmen’s Tankrucksack wurden in Mitleidenschaft genommen, um es gelinde auszudrücken. Die Kofferhalterungen waren teilweise abgerissen und die Koffer selbst total verbogen. Nach einigem Basteln konnten wir die Koffer wenigstens sporadisch befestigen und die 100km weiter nach Loja fahren.

Carmen's Koffer nachdem Crash

In Loja angekommen checkten wir in einem netten Hostel direkt in der Innenstadt ein und überlegten uns unsere Optionen. Unser erster Ansatz war es, neue Koffer zu beschaffen. Wir fanden auch tatsächlich noch am selben Abend einen Satz Softbags für schlappe 240 US-Dollar. Der Preis war uns definitiv zu hoch und daher überlegten wir, ob wir nicht unser Gepäck so weit reduzieren können, dass wir mit 2 Koffern weniger fahren können. Mit dieser Idee im Hinterkopf schlossen wir den Tag ab. So richtig zufrieden waren wir mit dieser Option jedoch auch nicht und beschlossen am nächsten morgen mit den Koffern zu einer kleinen Werkstatt zu gehen, um die Boxen richten zu lassen. Der Schlosser war weder motiviert noch ein Meister seines Faches, allerdings schlug er die Alukoffer immerhin so zu recht, dass wir die Koffer wieder an den Motorrädern befestigen und sie halbwegs schliessen konnten. Wasserdicht sind sie zwar nun nicht mehr, aber wozu gibt es Plastiktüten. 🙂 Ausserdem haben wir noch jeweils ein Loch in die Koffer bohren lassen, damit reinlaufendes Regenwasser ablaufen kann.

Nach dieser kleinen Verzögerung machten wir uns am nächsten Morgen zur Grenze nach Peru auf. Auf dem Weg dorthin wurden wir von einer Militärkontrolle angehalten. Die Soldaten waren jedoch sehr nett und nach einer kurzen Ausweiskontrolle machten sie noch ein paar Erinnerungsfotos mit uns.

Der Grenzübertritt verlief dann sehr unspektakulär: Der Prozess war sehr einfach, allerdings dauerte die ganze Prozedur mal wieder fast 2 Stunden. In der ersten grossen Stadt hinter der Grenze, in Piura, suchten wir verzweifelt ein preisgünstiges Hotel mit Parkmöglichkeit für die Bikes. Wir waren schon ziemlich entnervt, als uns Felipe und seine Familie ansprachen. Felipe konnte sehr gut Deutsch, da er für 6 Monate in Deutschland gelebt hatte und zeigte uns ein günstiges Hostel direkt im Zentrum. Nach dem check-in gingen wir noch mit Felipe, seiner Frau und seinen beiden Söhnen essen. Ein herzlicheren Empfang in Peru hätten wir uns gar nicht vorstellen können.

Beitrag von: michasifi und carmen.on.the.road

Reise zum Mittelpunkt der Erde

Nach einem kurzen Technikcheck der Bikes und einer kleinen Reparatur (Micha’s Kupplungsseil war kurz vorm Reissen) setzten wir unsere Reise Richtung Süden fort. Um nach der Dirt Road Tour die Bikes etwas zu schonen, blieben wir vorerst auf der sehr gut asphaltierten Panamericana. In dem netten Örtchen Otavalo machten wir einen kurzen Stop, um den lokalen Markt zu besichtigen. Von dort aus ging es weiter Richtung Äquator. Bei Cayambe war es dann endlich soweit: Wir überschritten den Äquator von der Nord- auf die Südhalbkugel, ein großer Milestone dieser Reise. Zu unserer Freude fanden wir dort eine Mitad del Mundo (Mitte der Welt) Statue, die zu einem Fotostop einlud.

In der Nähe von Quito gab es sogar einen richtigen Park zum Thema Äquator, den wir auch besuchten. Für US$ 2 Eintritt gab es hier Restaurants, Cafes, ein riesiges Äquatormonument und ein entsprechendes Museum. Wir fanden den Park jedoch etwas zu touristisch und setzten daher unsere Reise weiter fort.

Nachmittags wurde das Wetter leider zunehmend schlechter und es fing an zu regnen. Zudem fuhren wir immer höher in die Berge und seit langem haben wir das erste Mal wieder richtig auf den Bikes gefroren. Trotz des schlechten Wetters war die Spitze des Cotopaxis klar zu sehen, eine tolle Entschädigung für die Schinderei. Das Frieren sind wir anscheinend nicht mehr gewohnt. Daher checkten wir im nächsten Hotel in Latacunga ein.

In der Nähe von Latacunga wartete ein weiteres Highlight Ecuadors auf uns, die Laguna Quilotoa. Laut Reiseführer sollte eine unbefestigte Straße zur Lagune führen. Daher hatten wir uns auf 30km Schotterpiste eingestellt und waren daher um so mehr überrascht, als wir uns auf einer bestens asphaltierten, kurvigen Bergstraße, die bis an den Rand der Lagune führte, wiederfanden. Die Strecke hat sehr viel Spaß gemacht und führte uns auf unseren bisher höchsten Punkt von 4012m. Obwohl wir etwas Pech mit dem Wetter hatten, war die Laguna Quilotoa dennoch sehr beeindruckend. Regenwasser, das sich im Krater des gleichnamigen Vulkans sammelte, bildete nach dem letzten Ausbruch im Jahre 1280 diese Lagune. Abhängig von den Lichtverhältnissen wechselt das Wasser in der Lagune seine Farbe von Türkis, Grün bis Schwarz.

Nach diesem Highlight kam der Tiefpunkt des Tages: Auf dem Weg zurück ins Tal regnete es in Strömen und stellenweise schneite es sogar. Die Landschaft um uns herum begann sich durch den Schneefall langsam weiss zu färben. Wir hatten unsere warmen Sachen ganz tief unten im Koffer verpackt und waren daher zu faul, uns wärmer anzuziehen. So fuhren wir frierend und total durchnässt bis nach Banos, einem kleinen, malerischen Örtchen, in dem wir heute übernachten.

Beitrag von: michasifi und carmen.on.the.road

Übermut tut selten gut

Laut Google sollte die Fahrt von Medellin nach Cali über 8 Stunden dauern. Also standen wir schon früh morgens um 6 Uhr auf und machten uns auf den Weg. Eigentlich wollten wir die Panamericana nehmen, jedoch bog Carmen falsch ab und wir fanden uns auf einer wunderschönen, kurvigen Bergstraße wieder. Dieselbe Straße, die wir nachts mit dem LKW nach Medellin gefahren waren, nur dass wir dieses Mal etwas schneller unterwegs waren. 😉 Zwischendrin machten wir einen Stop in unserem alten Hotel in Supia, um uns um das zweite Set Ersatzteile aus Kalifornien zu kümmern. Nach dieser kleinen Pause und ein paar weiteren schönen Kilometern in den Bergen kamen wir nachmittags in Cali an. Wir übernachteten im Hostel Casa Blanca, dessen Besitzer auch ein begeisterter Biker ist und in dem schon viele Motorradreisende untergekommen sind. Hier trafen wir auch zufällig auf Jesper, den wir bereits von der Überfahrt auf der Stahlratte kannten. Wir verbrachten den Abend mit ihm zusammen bei chinesischem Essen und Wein.

Da wir bereits länger als geplant in Kolumbien waren, wollten wir relativ schnell nach Ecuador weiterreisen. Einen Zwischenstop machten wir noch in Pasto, bevor wir heute morgen zur Grenze nach Ecuador aufbrachen. Auf dem Weg dorthin besichtigten wir die Kirche Las Lajas in der Nähe von Ipiales, die auf einer Brücke über einer Schlucht gebaut wurde.

Bis zur Grenze waren es dann nur noch ein paar Kilomter. Die Einreise von Kolumbien nach Ecuador war ziemlich einfach, hat aber aufgrund des Andrangs dennoch 2 Stunden gedauert. Mit dem Stempel im Pass und den temporären Importpapieren in der Hand fuhren wir weiter auf der Panamericana, jedoch nur für ein paar Kilometer. Dann wählten wir eine Offroadpiste ins Hinterland Richtung El Angel. Die Piste bestand zum großen Teil aus Steinen und Dreck. Zwischendrin war sie jedoch auch etwas aufgeweicht und schlammig. Die Fahrt hat sehr viel Spaß gemacht, jedoch hatten es die schlammigen Stücke in sich. Daher liess auch jeder von uns mal sein Bike fallen. Carmen’s Stürze waren relativ unspektakulär, jedoch wurde der rechte Blinker und ihr Tankrucksack in Mitleidenschaft gezogen.

In einer schlammigen Kurve beschloss Micha, sein Bike in einem Graben zu parken und konnte es unglücklicherweise auch nicht aus eigener Kraft wieder rausziehen. Leider hat Carmen von diesem Mißgeschick nichts mitbekommen und fuhr munter weiter. Erst bei einem Fotostop bemerkte sie ihren fehlenden Mitfahrer. Bei dem Versuch umzudrehen und zurück zu fahren, legte sie ihr Motorrad auf die Seite und war auch nicht in der Lage, es alleine aufzuheben. In der Zwischenzeit hatte sich Micha die Seele aus dem Leib geschrien, aber ohne Erfolg. So machte er sich zu Fuß auf den Weg in Carmen’s Richtung. Carmen machte sich ihrerseits auch zu Fuß auf den Rückweg und so trafen wir uns dann in der Mitte. Zuerst stellten wir Carmen’s Motorrad wieder auf und fuhren bzw. liefen zurück zu Michas Maschine.

Wir versuchten das Motorrad zu zweit mit reiner Muskelkraft aus dem Graben zu ziehen, jedoch erfolglos. Danach banden wir Carmen’s Motorrad mit einem Seil an Micha’s Bike, doch das Seil riss. Alle guten Dinge sind drei: Dieses Mal benutzten wir die „Rock Straps“ Gepäckgurte zwischen den Bikes und es gelang uns tatsächlich Micha’s Motorrad zur Hälfte aus dem Graben zu ziehen, bevor dann auch die Rock Straps rissen. Glücklicherweise schafften wir das letzte Stück per Hand und wir konnten unsere Fahrt durch die beeindruckende Landschaft nach El Angel fortsetzen.

Ab El Angel bogen wir wieder auf die Panamericana, um weiter Richtung Otavalo zu fahren. Eigentlich hatten wir geplant, dort zu übernachten. Da es jedoch mittlerweile recht spät war, beschlossen wir im Valle de Chota in einem Hotel nahe der Panamericana zu übernachten.

Beitrag von: michasifi und carmen.on.the.road