Übermut tut selten gut
Laut Google sollte die Fahrt von Medellin nach Cali über 8 Stunden dauern. Also standen wir schon früh morgens um 6 Uhr auf und machten uns auf den Weg. Eigentlich wollten wir die Panamericana nehmen, jedoch bog Carmen falsch ab und wir fanden uns auf einer wunderschönen, kurvigen Bergstraße wieder. Dieselbe Straße, die wir nachts mit dem LKW nach Medellin gefahren waren, nur dass wir dieses Mal etwas schneller unterwegs waren. 😉 Zwischendrin machten wir einen Stop in unserem alten Hotel in Supia, um uns um das zweite Set Ersatzteile aus Kalifornien zu kümmern. Nach dieser kleinen Pause und ein paar weiteren schönen Kilometern in den Bergen kamen wir nachmittags in Cali an. Wir übernachteten im Hostel Casa Blanca, dessen Besitzer auch ein begeisterter Biker ist und in dem schon viele Motorradreisende untergekommen sind. Hier trafen wir auch zufällig auf Jesper, den wir bereits von der Überfahrt auf der Stahlratte kannten. Wir verbrachten den Abend mit ihm zusammen bei chinesischem Essen und Wein.
Da wir bereits länger als geplant in Kolumbien waren, wollten wir relativ schnell nach Ecuador weiterreisen. Einen Zwischenstop machten wir noch in Pasto, bevor wir heute morgen zur Grenze nach Ecuador aufbrachen. Auf dem Weg dorthin besichtigten wir die Kirche Las Lajas in der Nähe von Ipiales, die auf einer Brücke über einer Schlucht gebaut wurde.
Bis zur Grenze waren es dann nur noch ein paar Kilomter. Die Einreise von Kolumbien nach Ecuador war ziemlich einfach, hat aber aufgrund des Andrangs dennoch 2 Stunden gedauert. Mit dem Stempel im Pass und den temporären Importpapieren in der Hand fuhren wir weiter auf der Panamericana, jedoch nur für ein paar Kilometer. Dann wählten wir eine Offroadpiste ins Hinterland Richtung El Angel. Die Piste bestand zum großen Teil aus Steinen und Dreck. Zwischendrin war sie jedoch auch etwas aufgeweicht und schlammig. Die Fahrt hat sehr viel Spaß gemacht, jedoch hatten es die schlammigen Stücke in sich. Daher liess auch jeder von uns mal sein Bike fallen. Carmen’s Stürze waren relativ unspektakulär, jedoch wurde der rechte Blinker und ihr Tankrucksack in Mitleidenschaft gezogen.
In einer schlammigen Kurve beschloss Micha, sein Bike in einem Graben zu parken und konnte es unglücklicherweise auch nicht aus eigener Kraft wieder rausziehen. Leider hat Carmen von diesem Mißgeschick nichts mitbekommen und fuhr munter weiter. Erst bei einem Fotostop bemerkte sie ihren fehlenden Mitfahrer. Bei dem Versuch umzudrehen und zurück zu fahren, legte sie ihr Motorrad auf die Seite und war auch nicht in der Lage, es alleine aufzuheben. In der Zwischenzeit hatte sich Micha die Seele aus dem Leib geschrien, aber ohne Erfolg. So machte er sich zu Fuß auf den Weg in Carmen’s Richtung. Carmen machte sich ihrerseits auch zu Fuß auf den Rückweg und so trafen wir uns dann in der Mitte. Zuerst stellten wir Carmen’s Motorrad wieder auf und fuhren bzw. liefen zurück zu Michas Maschine.
Wir versuchten das Motorrad zu zweit mit reiner Muskelkraft aus dem Graben zu ziehen, jedoch erfolglos. Danach banden wir Carmen’s Motorrad mit einem Seil an Micha’s Bike, doch das Seil riss. Alle guten Dinge sind drei: Dieses Mal benutzten wir die „Rock Straps“ Gepäckgurte zwischen den Bikes und es gelang uns tatsächlich Micha’s Motorrad zur Hälfte aus dem Graben zu ziehen, bevor dann auch die Rock Straps rissen. Glücklicherweise schafften wir das letzte Stück per Hand und wir konnten unsere Fahrt durch die beeindruckende Landschaft nach El Angel fortsetzen.
Ab El Angel bogen wir wieder auf die Panamericana, um weiter Richtung Otavalo zu fahren. Eigentlich hatten wir geplant, dort zu übernachten. Da es jedoch mittlerweile recht spät war, beschlossen wir im Valle de Chota in einem Hotel nahe der Panamericana zu übernachten.
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Beitrag von: | michasifi und carmen.on.the.road |
Das Warten hat ein Ende :-)
1,5 Wochen haben wir bereits in Supia verbracht und dabei das komplette Team der hier aktiven, kanadischen Goldbergbaugesellschaft kennengelernt. Das Team wartete genauso gelangweilt wie wir, jedoch nicht auf Ersatzteile, sondern auf die Auflösung eines Aufstandes der lokalen Bevölkerung, die gegen den Goldabbau des Unternehmens intervenierte. Hierzu muss man wissen, dass zwischen Supia und dem nahegelegenen Dorf Marmato ein riesiges Goldvorkommen vorhanden ist. Das Goldvorkommen ist hier so gross, dass man uns sogar netterweise zwei Stücke überlassen hat. 😉
Die sehnlichst erwarteten Ersatzteile aus Bogota kamen am nächsten Nachmittag an und wir machten uns sofort an die Arbeit. Die Reparatur des eigentlichen Wasserpumpenproblems war ziemlich einfach und schnell erledigt. Jedoch stellte sich der Zusammenbau des Motorrads als deutlich komplexer heraus. Nach dem dritten Versuch hatten wir den Kupplungsdeckel endlich montiert, doch das schwierigste sollte noch kommen: Die Ölrückleitung wollte sich einfach nicht befestigen lassen. Nach stundenlangen Versuchen brachen wir die Reparatur erst einmal ab als es dunkel wurde.
Am nächsten Tag setzten wir unsere Versuche fort. Hierbei half uns ein lokaler Mechaniker mit dessen Hilfe es uns auch tatsächlich gelang, die Leitung zu befestigen. Nun wurde es spannend: Das erste Warmlaufen verlief gut und die Maschine überhitzte nicht mehr. Die Reparatur der Wasserpumpe war also geglückt. Ganz unerwartet trat jedoch ein anderes Problem auf: Beim Versuch einer Probefahrt stellten wir fest, dass man trotz gezogener Kupplung keinen Gang einlegen konnte. Wir versuchten noch einige Zeit lang, das Kupplungsspiel einzustellen. Alle Versuche stellten sich jedoch als erfolglos heraus: Wir vermuteten, dass die Kupplung beschädigt wurde. Es blieb also nur übrig, das Motorrad in eine BMW Werkstatt transportieren zu lassen.
Die Transportangebote variierten sehr stark: Der Transport nach Bogota hätte ca. 500 US Dollar gekostet, während der Transport nach Medellin, organisiert durch den Hotelbesitzer, nur ca. 50 US Dollar kosten sollte. Diese Entscheidung war also einfach zu treffen. 😉 Der Transport sollte in der Nacht von Donnerstag auf Freitag erfolgen. Ursprünglich sollte das Bike am Donnerstag Nachmittag verladen werden. Dies zog sich jedoch länger hin als erwartet und es war bereits fast 23 Uhr als das Motorrad endlich auf dem Lastwagen festgezurrt war. Außerdem stellte sich heraus, dass für Carmen kein Platz mehr im LKW war. Daher mussten wir ein wenig improvisieren und verluden all unser Gepäck auf den LKW, so dass wir beide auf Michas Bike dem LKW folgen konnten.
Nach etwa 3 Stunden Schlaf begann die Odyssee morgens um 4 Uhr. Erstaunlich pünktlich kam der LKW am Treffpunkt in der Nähe unseres Hotels an. Die erste Stunde verlief zunächst problemlos. Dann allerdings wurde der LKW von Carmen’s Bike angesteckt und bekam dieselben Überhitzungsprobleme. 😉 Alle 5km musste der LKW anhalten, um Wasser nachzufüllen und den Motor abkühlen zu lassen. Irgendwann gab der Fahrer verzweifelt auf und beschloss, das Problem zu beheben und den Lüfter reparieren zu lassen. Dies kostete uns bestimmt 2,5 Stunden aber immerhin hatten wir währenddessen Gelegenheit mit den anderen Passagieren zu frühstücken und uns nett zu unterhalten. Kaum war der LKW repariert, ging es weiter. Jedoch kamen wir nicht besonders weit. An einer Polizeikontrolle wurde der Lastwagen aus dem Verkehr gezogen und es stellte sich heraus, dass der Fahrer die falschen Fahrzeugpapiere mitführte. Irgendwie konnte er dieses Problem lösen und wir setzten unsere Fahrt fort.
Nach ca. 8 Stunden kamen wir dann endlich im ca. 140km entfernten Medellin bei der BMW Werkstatt an. Die BMW Mechaniker nahmen sofort das Bike an und machten sich an die Arbeit. Am späten Nachmittag erhielten wir die Auskunft, dass der Kupplungsschaft tatsächlich beim Aus- oder Einbau beschädigt wurde. Natürlich hatten sie das Ersatzteil nicht auf Lager, doch konnten sie glücklicherweise die beschädigten Zähne ausfräsen und so den Kupplungsschaft reparieren.
Heute Mittag holten wir dann das Bike vom BMW Händler ab. Bei dieser Gelegenheit kauften wir gleich noch zwei neue Metzeler Sahara 3 Hinterreifen für jeweils 80 Euro, ein Angebot, welches wir so schnell wahrscheinlich nicht mehr bekommen werden. Micha liess seinen Hinterreifen gleich montieren, während Carmen ihren Reifen nur mitnehmen wird, da sie noch 4mm Profil hat.
Ab morgen sind wir endlich wieder „on the road“. Es wurde auch Zeit!
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Beitrag von: | michasifi und carmen.on.the.road |
Gestrandet in Supia
Dienstag Morgen stiess Micha wieder zu Carmen und den anderen Bikern in Supia. Genau rechtzeitig, um die Ursache der Überhitzungsprobleme an Carmen’s Motorrad mit analysieren zu können. Steve und Roy hatten schon ein paar einfache Tests durchgeführt und da wir jetzt mit Michas Maschine zwei identische Motorräder hatten, konnten wir ein paar weiterführende Tests durchführen. Zunächst probierten wir den Temperatursensor und das Thermostat von Michas Maschine an Carmen’s Bike aus. Beides konnte jedoch die Überhitzungsprobleme nicht lösen. Als nächstes wollten wir eigentlich auch den Kühler umbauen, schauten uns jedoch erstmal die Wasserpumpe an beiden Bikes an. Dabei stellten wir fest, dass wir das Wasserpumpenflügelrad an Carmen’s Bike mit etwas Kraft drehen konnten, während das bei Micha’s Motorrad nicht möglich war. Also machten wir uns daran, den Kupplungsdeckel abzubauen, um uns die Wasserpumpe genauer anzuschauen. Dabei stellten wir fest, dass die Antriebszahnräder der Wasserpumpe von Carmen’s BMW komplett verschlissen waren.
Die Ursache war also identifiziert, jetzt ging es daran, die Ersatzteile zu organisieren. Dabei half uns insbesondere der Kanadier Sean, der hier im Bergbau tätig ist. Leider gab es in ganz Kolumbien nur ein einziges Antriebszahnrad, wir benötigten jedoch zwei. Also blieb uns nichts anderes übrig als die Ersatzteile aus den USA schicken zu lassen. Ben aus Kalifornien war uns dabei eine sehr große Hilfe. Er bestellte die Teile in San Jose und schickte sie per UPS nach Kolumbien. Da Supia eine ziemlich kleine Stadt in den Bergen Kolumbiens ist und wir Bedenken hatten, ob UPS zeitnah in diese Region versendet, ließen wir die Teile nach Pereira zur Mutter Miguels, des Übersetzers der hier operierenden Goldbergbaugesellschaft, schicken. An dieser Stelle nochmal ganz vielen Dank an Ben und Miguel für ihre Hilfe!
Laut UPS sollte der Transport bis nach Kolumbien ungefähr 3 bis 5 Werktage dauern. Allerdings hat sich am Shipmentstatus im UPS Trackingsystem seit Freitag nichts mehr geändert. Daher waren wir sehr froh als ein paar Rennradfahrer, die gestern hier im Hotel eingecheckt hatten, ihre Kontakte nutzten, um doch noch die Ersatzteile direkt hier in Kolumbien zu besorgen. Es hat sich herausgestellt, dass BMW Bogota die gesuchten Zahnräder als Trainingsteile zur Verfügung hat und sie uns netterweise zuschicken können. Wenn alles nach Plan verläuft, kommen die Ersatzteile morgen mittag an. Bis dahin geniessen wir weiterhin die Zeit hier in Supia.
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Beitrag von: | michasifi und carmen.on.the.road |
Unbefestigte Strassen und Überhitzungsprobleme
Von Medellin aus fuhren wir Richtung Süden in die Berge. Nach einigen Kilometern auf dem Highway bogen wir auf kleinere Strassen ab, die sich durch die Berge schlängelten. Die Strassen waren anfänglich noch recht gut asphaltiert und die Fahrt war ein riesiger Spaß! Wir machten einen kleinen Stop in Valparaiso, einem kleinen aber sehr hübschen Ort in den Bergen. Ab Valparaiso wurde die Strasse langsam schlechter – nicht befestigte Abschnitte wechselten sich mit Asphaltstrasse ab – insgesamt ließ sich die Strecke jedoch noch sehr gut fahren. Gegen Mittag kamen wir dann in einem kleinen, verrückten Ort Namens Caramanta an. Es war zwar Montag, aber in Kolumbien war an diesem Tag Feiertag. Die Bewohner von Caramanta kamen bereits Mittags auf ihren Pferden in die Bar am Marktplatz geritten und legten teilweise komische Dressuren mit ihren Pferden hin. Die Stadt wirkte ein wenig wie eine Westernstadt am falschen Ort. Die Stimmung in der offenen Bar am Markt war ausgelassen, der Alkohollevel hoch und einer der Dorfbewohner viel vor uns vom Hocker. Wir hatten überlegt in Caramanta zu Mittag zu essen, haben uns jedoch dagegen entschieden, da man ja nie weiss, ob die Stimmung bei diesem Alkoholkonsum umschlägt. Ausserdem hatten die Dorfbewohner uns gewarnt, dass die Strasse ab Caramanta sehr schlecht sein soll. Da ich immer noch nicht richtig gut bin im offroad fahren und mein Bike nach jeder Offroad-Tour ein Problem hat, wollte ich die Strecke relativ schnell hinter mich bringen.
Die Strasse ab Caramanta war dann tatsächlich komplett unbefestigt. Es wechselten sich steinige Abschnitte, Waldboden und kleinere Schlammstücke ab. Nach etwa der Hälfte der unbefestigten Strecke streikte dann mein Bike. Die Überhitzungslampe ging an und zwang mich anzuhalten. Wir vermuteten, dass der Temperaturfühler nicht richtig funktionierte, da der Lüfter zu dem Zeitpunkt nicht an war. Daher schloss Steve den Lüfter kurz, so dass er manuell ein- und ausschaltbar war. Ausserdem nahm Steve und Roy etwas von meinem Gepäck auf ihre Bikes. Leider behob dies alles nicht das Problem und die Maschine überhitze weiterhin. Da es schon recht spät war und es bald dunkel werden würde, überlegten wir in den Berg zu zelten, um dem Problem am nächsten Morgen nachzugehen. Es sah allerdings so aus, als würde der Weg die nächsten Kilometer nur bergab gehen. Daher tauschten Steve und ich die Motorräder, da Steve offroad schneller unterwegs ist als ich und die Hoffnung bestand, die Maschine über den Fahrtwind bergab zu kühlen. Ungeschickterweise war Steves BMW hochgelegt und ich kam nur mit einem Zeh auf den Fussboden. Während der Fahrt stellte dies kein Problem dar. Mir machte die unbefestigte Strecke auf seinem Bike sogar richtig viel Spaß! Allerdings war es weniger spaßig als ein Bus, der den gesamten Weg einnahm, mir entgegen kam. Es kam wie es kommen musste – ich hielt an und fiel mit dem Bike vor den Bus in den Schlamm 🙂 . Glücklicherweise ist weder mir noch seiner Maschine etwas passiert. 200 m weiter kam dann schon die nächste Stadt – Supia. Wir fanden ein nettes Hotel mit Parkmöglichkeiten, Pool, Restaurant und guten Zimmern für etwa 10 Euro pro Person. Abends gingen wir in Supia essen. Das Überhitzungsproblem konnte auch bis zum nächsten Morgen warten.
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Beitrag von: | carmen.on.the.road |
Unterwegs in Pablos City
Am nächsten Morgen beschlossen Steve, Roy, Jacek und ich in die nahegelegene BMW Werkstatt zu fahren, um Öl und ggf. Reifen wechseln zu lassen. Ich war etwas skeptisch, ob die Werkstatt spontan 4 Bikes an einem späten Samstag Nachmittag annehmen würde. Um so überraschter war ich, dass dies kein Problem für die Werkstatt darstellte und wir um 13 Uhr die Bikes gewartet wieder zurück hatten. An meinem Motorrad ließ ich nur einen Ölwechsel machen und kaufte einige Ersatzteile wie neue Bremsbelege, Kette, Kettenritzel und einen Schlauch. Die Ersatzteile waren erwartungsgemäß recht teuer, die Arbeitskosten für den Ölwechsel jedoch recht günstig.
Nachmittags ging ich dann mit Chris und Marjolein auf Sightseeing-Tour. Wir schauten uns Pueblito Paisa an, ein winziges Dorf auf einem Hügel innerhalb der Stadt, von dem man eine tolle Sicht über Medellin hat. Danach gings weiter mit der Metro in die Altstadt von Medellin. Meiner Meining nach gibt es im Stadtzentrum, abgesehen von den „Botero“ Skulpturen, nicht viel zu sehen. Die Altstadt ist hektisch und mit Menschenmassen und Strassenhändlern komplett überfüllt. Die „Botero“ Skulpturen sind jedoch sehenswert – inbesondere die Botero Friedensvögel. Die erste Friedensvogel-Skulptur wurde 1995 von einem Guerillakämpfer durch eine Bombe zerstörrt, wobei 12 Menschen ums Leben kamen. Botero erstellte daraufhin eine neue Friedensvogelskulptur und plazierte sie direkt neben den zerstörrten Friedensvogel, den er als Mahnmal stehen ließ.
Nach der Sightseeing-Tour durch Medellin trafen wir uns wieder mit den anderen zum Abendessen beim Italiener. Zwei weitere Motorradreisende aus England und Harry, den wir bereits von der Segeltour mit der Stahlratte kannten, sind später zu unserer Gruppe gestossen und wir erkundeten alle zusammen die Bars und Clubs in Medellin. Es war einfach ein super Abend!
Ich konnte Medellin natürlich nicht verlassen ohne das Grab von Pablo Escobar, dem berühmten Drogenbaron in Medellin, gesehen zu haben. Das Grab befindet sich auf einem Friedhof am Rande der Stadt und ist recht schlicht gehalten. Erstaunlich fand ich die Zustimmungsbriefe, die fast 20 Jahre nach dem Tod Pablos noch immer noch um das Grab herum lagen. Dies hat vermutlich etwas damit zu tun, dass Pablo trotz seiner kriminellen Machenschaften viel für die arme Bevölkerung Medellins getan hat.
Nach dem Besuch von Pablos Grab bereiteten sich alle auf die Weiterfahrt am nächsten Morgen vor. Die beiden Holländer Chis und Marjolein hatten Bogota als nächstes Ziel, da sie dort einen Termin für den Service ihrer BMWs hatten. Steve, Roy, Jacek und ich beschlossen in die Berge Richtung Cartago bzw Kali weiterzureisen. Nach einem Abschiedsfoto am nächsten Morgen trennten sich dann unsere Wege.
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Beitrag von: | carmen.on.the.road |
Abschied von der Karibikküste
Ich hatte mich entschlossen mit den Motorradreisenden Roy, Steve, Jacek, Chris und Marjolein, die wir auf der Stahratte kennengelernt hatten, weiter Richtung Norden entlang der Karibikküste nach Taganga zu fahren. Da die Ausstellung der Kfz-Versichungsscheine bis Mittags dauerte, kamen wir jedoch erst am frühen Nachmittag los. Ganz traurig war ich über die späte Abreise nicht, da wir den Abend zuvor bis in die frühen Morgenstunden Salsa getanzt hatten bzw. es versucht hatten 🙂 und ich am Vormittag dementsprechend kaputt war.
Nachdem wir die Motorräder aufgetankt hatten, machten wir uns auf den Weg. Ich habe während der ersten Kilometer in jedem neuen Land immer ein komisches Gefühl im Bauch, da ich nicht weiss, was mich wohl erwarten würde. In Kolumbien verflog dieses Gefühl jedoch sehr schnell. Die Hauptstrassen sind im Vergleich zu Zentralamerika sehr gut und die Mautstrassen sind für Motorradfahrer kostenlos. Der Verkehr in den grossen Städten ist jedoch sehr chaotisch. Die Autos fahren dicht gedrängt und extrem viele Moppedfahrer zwängen sich durch die kleinsten freien Spalten. Wir hatten einige Mühe in dem Gedränge durch die Stadt Barranquilla uns nicht zu verlieren. Erst nach Eintritt der Dunkelheit kamen wir an unserem Ziel in Taganga an. Wir checkten in einem kleinen Hostel mit Parkmöglichkeiten für die Bikes ein und ließen uns Pizza liefern, da es draußen mittlerweile in Strömen regnete.
Am nächsten Morgen fuhren wir an den Strand Tagangas und frühstückten in einer Strandbar direkt am Meer. Die Gegend um Taganga ist super schön. Wenn wir nicht alle gerade im Insel- und Strandparadies San Blas gewesen wären, hätten wir hier an der Karibikküste Kolumbien sicherlich noch einige Zeit verbracht. So fuhren wir nach dem Frühstück weiter nach Süden bis nach Aguachica. Die Stadt selbst war nicht wirklich umwerfend, jedoch fanden wir ein nettes Hostel, das uns von einem polnischen Pärchen, das seit 15 Monaten durch Südamerika reist, empfohlen wurde. Am Abend tauschten wir Reisetipps mit den beiden polnischen Reisenden aus und ließen den Abend ruhig ausklingen, um am nächsten morgen wieder fit zu sein für die Weiterfahrt nach Medellin.
Wir fuhren schon morgens um 7Uhr los, um die ca. 470 km nach Medellin an einem Tag zu schaffen. Ansich stellen 470 km am Tag kein Problem dar, jedoch befanden sich auf dieser Hauptroute Unmengen an LKWs auf der Strasse. Wir verbrachten Stunden damit, hunderte Lastwagen zu überholen. Erst bei Puerto Berrio verbesserte sich die Situation und wir fuhren die letzten 200 km auf einer ruhigen, gut asphaltierten, kurvigen Bergstrasse. In Medellin angekommen, begann das Verkehrschaos von Neuem. Wir versuchten uns durch den Stau, zwischen Autos und Moppedfahrern, zu schlängeln, aber dies gelang nur bedingt. Einmal blieb ich mit einer meiner Gepäckrollen an einem Autospiegel hängen – zum Glück nur mit der Gepäckrolle und nicht mit den Koffern, so dass nichts passierte.
In Medellin nahmen wir das erstbeste Hotel mit Parkmöglichkeiten für die Bikes. Wir checkten im Happy Buddha im 6-Mann-Zimmer mit Doppelstockbetten ein. Das Hotel entpuppte sich zu unserer Freude als sehr gepflegte, chillige und stylische Unterkunft direkt neben der Restaurant- und Barmeile der Stadt.
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Beitrag von: | carmen.on.the.road |
Viele Wege führen von Cartagena nach Supia
Aufgrund der Import- und Versicherungsprobleme bei der Einreise in Kolumbien mussten wir einen Tag länger in Cartegena bleiben. So hatten wir die Gelegenheit, uns die Stadt noch etwas weiter anzuschauen. Zusammen mit Aron und Serafina gingen wir zur Festung San Felipe. Dort angekommen stellten wir fest, dass der Eintritt ziemlich teuer ist und es zudem viel zu heiss war, um die Festung zu besichtigen. Also schauten wir uns stattdessen weiter das alte Stadtzentrum mit den vielen Restaurants und Cafes an.
Abends trafen wir uns mit den anderen Bikern zu einem letzten gemeinsamen Abendessen auf einem Platz im Zentrum der Altstadt. Dort präsentierte eine Gruppe von kolumbianischen Tänzerinnen und Tänzern lokale Tänze. Wir waren sehr erstaunt über die Schnelligkeit mit der die Kolumbianerinnen ihre Hüften bewegen konnten.
Am nächsten Tag ging die Reise weiter. Wir beschlossen jedoch, unterschiedliche Richtungen zu nehmen. Während Micha sich auf den Weg nach Bogota machte, schloss sich Carmen den anderen Motorradfahrern an, um über Taganga und Medellin nach Supia zu fahren. Dort sollten wir uns dann später wieder treffen.
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Südamerika: Wir kommen!
Da man beim Bau der Panamericana leider 90 km zwischen Panama und Kolumbien, den sogenannten Darien Gap, „vergessen“ hat, muss man sich andere Wege suchen, um nach Südamerika überzusetzen. Wir haben uns für die Stahlratte entschieden, ein über 100 Jahre altes Segelschiff unter deutscher Flagge, welches die Strecke regelmäßig fährt und auch Motorräder mitnimmt.
Die Vorbereitungen zum Segeltörn starteten am 31. Oktober. Wir fuhren zusammen mit 12 anderen Bikern von Panama City an die Bucht von San Blas, von wo aus unsere Motorräder auf die Stahlratte geladen werden sollten. Die Fahrt war atemberaubend. Die Straße führt auf und ab wie eine Achterbahn und stellenweise war der Asphalt weggespült worden und wir mussten durch Geröll und Dreck fahren. Leider war ausgerechnet heute Carmen’s Hinterradbremse defekt, weshalb sie die engen Kurven nur relativ langsam nehmen konnte. ( Micha hatte trotzdem Probleme auf den geraden Strecken an ihr dran zu bleiben 😉 ). Später stellten wir fest, dass das hintere Plastikschutzblech ins Hinterrad gekommen war, dabei zerstört wurde und Stücke davon in die Bremse gelangt waren.
Am Pier wurden wir dann schon von Ludwig, dem Kapitän der Stahlratte, begrüsst. Wir nahmen unser komplettes Gepäck von den Bikes, welches daraufhin in Schlauchboote gepackt wurde und damit zur Stahlratte gefahren wurde. Die Bikes selbst wurden per Schiffskran und mit abenteuerlich verknoteten Seilen (jedenfalls sah es für den Laien abenteuerlich aus ;-)) auf das Schiff geladen und dort verzurrt.
Den Abend verbrachten wir alle in einem kleinen Indianerdorf. Wir schliefen in Bambus- und Holzhütten, die direkt zwischen den Häusern der Indianer gelegen waren. Leider war unsere Hütte nicht ganz dicht und es regnete ab und zu mal etwas rein.
Am nächsten Tag startete unser mehrtägiges Segelabenteuer. Zuerst fuhren wir mit der Stahlratte zu ein paar kleinen Karibikinseln und ankerten dort. Obwohl auch andere Segelboote anwesend waren, hatten wir gleich mehrere Inseln für uns alleine. Tagsüber feierte Carmen mit Aron und Serafina von den Hungry Riders etwas verspätet Halloween und abends grillten wir mit den anderen Bikern auf einer der kleinen Inseln bis spät in die Nacht.
Auch den nächsten Tag verbrachten wir zwischen diesen Trauminseln mit Schnorcheln, Schwimmen oder einfach nur relaxen. Während Carmen viel Spaß am Schnorcheln hatte, stellte Micha erneut fest, dass Wasser einfach nicht sein Element ist. Später setzten wir auf eine super-kleine Insel über, die nur aus Sand, zwei Palmen und einem malerischen Riff bestand – ein richtiges Schnorchelparadies! Den Abend krönten wir dann bei einem gemeinsamen Essen mit Fisch und Hummer.
Am nächsten Tag warf der Kapitän morgens um 6 den Schiffsdiesel an und setzte etwas später die Segel, um die Reise nach Cartagena zu beginnen. Obwohl die See ruhig war, schaukelte das Schiff dennoch gewaltig. Manche nahmen Tabletten gegen Seekrankheit und bei anderen half auch das nicht mehr.
Nach 26 stündiger Fahrt kamen wir dann aber in Cartagena an und wurden an Land gesetzt. Die Bikes mussten leider noch an Bord bleiben, da wir an einem Sonntag ankamen. Zudem war am Montag auch noch Feiertag, weshalb wir bis Dienstag auf die Einfuhr der Motorräder warten mussten. Die Wartezeit verbrachten wir mit Sightseeing und netten Gesprächen mit den anderen Fahrern.
Am Dienstag war es dann endlich so weit und unsere Moppeds wurden wieder an Land gebracht. Diesmal konnte die Stahlratte jedoch nicht so nah ans Land fahren. Daher mussten die Motorräder mit dem Schiffskran in ein Schlauchboot verladen werden, mit dem sie dann ans Land verschifft wurden. Vom Schlauchboot wurde dann jedes Motorrad mit simpler Muskelkraft auf den Pier gehoben. Überraschenderweise ging alles gut, nur der rechte Spiegel von Roy’s BMW, einem Motorradfahrer aus Norwegen, fiel dem Transport zum Opfer.
Das Importieren der Motorräder sollte eigentlich nur wenige Stunden dauern. Doch dank eines nicht wirklich ernst gemeinten Streiks und einigen Computerproblemen der Versicherung, dauerte es den ganzen Tag bis die Bikes endlich legal in Kolumbien eingeführt waren. Daher wurde es auch nichts mit der Weiterfahrt und wir blieben einen weiteren Tag in Cartagena.
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Beitrag von: | michasifi und carmen.on.the.road |
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