Von Tom’s Backstube in die Karibik
Da die Länder in Zentralamerika relativ klein sind, steht alle paar Tage ein Grenzübergang für uns an. Das Gute daran ist, dass man wenigstens nicht aus der Übung kommt. 🙂 Für Montag hatten wir uns vorgenommen nach Costa Rica einzureisen und behielten unser bewährtes System, die Motorräder gleichzeitig zu importieren, bei. Dies war auch gut so, da am Montag Morgen einige hundert Touristen nach Costa Rica auf dem Landweg einreisen wollten und die Warteschlagen dementsprechend lang waren. Der Prozess an sich verlief reibungslos, nur aufgrund der langen Wartezeiten dauerte die Aus- und Einreise geschlagene 4 Stunden.
An der Grenze haben wir ein deutsch/englisches Pärches wiedergetroffen, das wir tagszuvor im Hostel kennengelernt hatten. Die beiden waren blutüberströmt und voller Schürf- und Stichwunden. Sie hatten den Reisebus von San Juan del Sur zur Grenze nach Costa Rica genommen. Kurz vor der Grenze rammte ein Auto ihren Bus und der Bus kam von der Strasse ab und überschlug sich mehrfach. Wir sind mit unseren Motrorrädern auch an der Unfallstelle vorbeigefahren, hatten das Ausmaß des Unfalls jedoch nicht erkennen können, da der Bus von der Strasse aus nicht mehr zu sehen war. Zum Glück wurde anscheinend niemand tödlich verletzt, aber es gab sehr viele Verletzte. Mit diesem Schrecken im Hinterkopf fuhren wir vorsichtig zum Lago Arenal, unserem ersten Ziel in Costa Rica.
Da es schon zu dämmern begann, folgten wir blind dem Navi, das eine Abkürzung von der üblichen Route vorschlug. Zunächst stellte sich die Abkürzung als kurvige, geteerte Strasse heraus, jedoch wurde sie im Laufe der Zeit immer schlechter bis schließlich nur noch ein extrem steiler Feldweg aus Lehm und Steinen übrig blieb. Zum Glück war es trocken und der Weg daher für uns fahrbar. Bei Dämmerung erreichten wir das Hotel La Rana, das von einem Deutschen geführt wird. Am Abend wartete auf uns leckeres deutsches Essen und für Micha ein Hefeweizen.
Am nächsten Morgen hatten wir endlich mal wieder einen längeren Motorradfahrtag geplant. Für die anstehenden fast 400 km wollten wir uns in einer deutschen Bäckerei, die uns empfohlen wurde, mit frischen Backwaren für den Tag eindecken. Doch Tom, der deutsche Besitzer der Bäckerei, lud uns ein, für eine Nacht in seiner Bäckerei zu bleiben. Also entluden wir nach nur 12 km Fahrt wieder unsere Motorräder und halfen Tom in der Backstube. Zusammen bereiteten wir einen Tagesvorrat an gefüllten Croissants, Teigtaschen und Rosinenschnecken vor. Nach der Arbeit, kam das Vergnügen 🙂 Tom lud uns zu einer kleinen Tour mit seinem Motorboot auf dem Lago Arenal ein. Wir schipperten ein paar Stunden über den See und unterhielten uns mit Tom über das Leben in Costa Rica.
Tom bot uns an noch ein paar Tage länger zu bleiben. Doch da wir in Kürze den Darien-Gap zwischen Panama und Kolumbien per Segelschiff überwinden wollen, setzten wir unsere Reise fort. Also verabschiedeten wir uns heute morgen von Tom und fuhren die kurvige Strasse entlang des Arenalsees weiter zur Karibikküste Costa Ricas bis nach Puerto Viejo.
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Beitrag von: | michasifi und carmen.on.the.road |
Mit Mathias und den Dirty Skirts in San Juan del Sur
Unsere letzten Tage in Nicaragua verbrachten wir in San Juan del Sur an der Pazifikküste. Dort verabredeten wir uns mit Mathias, den wir bereits in San Francisco getroffen hatten und der wie wir von Alaska nach Feuerland mit seinem Motorrad unterwegs ist. Wir checkten direkt am Strand im gleichen Hostel wie Mathias ein. Mathias hatte im Hostel bereits einige Leute kennengelernt u.a. zwei Amerikanerinnen, die abends selbstgeschriebene Songs gesungen haben, die sie mit ihrer Ukulele begleiteten. Die beiden nannten sich die „Dirty Skirts“ und waren so gut, dass sie als „Special Guests“ in der Kneipe „Black Whale“ auftreten durften. Natürlich wollten wir den Auftritt nicht verpassen und verbrachten daher den Abend mit Mathias und den beiden Mädels im „Black Whale“.
Da Mathias einen engeren Zeitplan hat als wir, brach er schon am nächsten Morgen auf, während wir noch einen Tag länger in San Juan del Sur blieben. San Juan del Sur scheint ein beliebtes Ziel für junge, amerikanische Touristen zu sein, die von den zahlreichen Restaurants, Bars und den tollen Surfstränden angezogen werden. Auch wir verbrachten einen Großteil des Tages in einer Strandbar direkt am Meer und sprangen ab und zu in die Wellen.
Am nächsten Morgen ging es dann auch für uns weiter nach Costa Rica. Auch wenn wir nur kurz in Nicaragua waren, hat es uns doch sehr gut gefallen. Nicaragua bietet wunderschöne Landschaften, tolle Strände und herzliche Menschen.
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Beitrag von: | michasifi und carmen.on.the.road |
Märcheninsel Ometepe
Carmen ging es am nächsten Tag schon wieder viel besser. Daher beschlossen wir, einen Tag länger zu bleiben, um eine Tour auf den Vulkan Madeira zu machen. Zusammen mit einem deutschen und einem spanischen Pärchen wanderten wir drei Stunden durch Dschungel und Bananenplantagen zu einem Aussichtspunkt auf den Vulkan. Von dort aus hatten wir einen tollen Überblick über die Insel und den gegenüberliegenden Vulkan Concepcion. Die Wanderung war zwar nicht besonders anstrengend, aber durch die hohe Luftfeuchtigkeit kamen wir dennoch schnell ins schwitzen. Daher freuten wir uns sehr auf die darauf folgende Abkühlung in der Lagune ‚Ojo de Agua‘. Die Lagune wird von einer unterirdischen Quelle gespeist und mündet in einem kleinen Fluss. Hier verbrachten wir ein paar Stunden mit Kokosnuss essen, relaxen und schwimmen. Carmen hatte viel Spaß, sich mit einer Liane ins Wasser zu schwingen.
Mit einem Tag Verspätung brachen wir schließlich auf an die Pazifikküste nach San Juan del Sur. Dieses Mal hatten wir mit der Fährüberfahrt mehr Glück: Das Wetter war super und der See Nicaragua war ruhig.
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Beitrag von: | michasifi und carmen.on.the.road |
Turbulente Überfahrt auf die Vulkaninsel Ometepe
Über Mathias sind wir in Kontakt mit den beiden Motorradweltreisenden Heidi und Bernd gekommen, die mit ihren KTMs von Europa über Asien und Südamerika nach Nordamerika unterwegs sind. Die beiden verbringen ein paar Tage auf der Insel Ometepe im Lago Nicaragua, dem größten See Mittelamerikas. Wir beschlossen also, auch die Insel Ometepe anzusteuern, um die beiden dort zu treffen.
Dafür nahmen wir eine Fähre von San Jorge nach Moyogalpa, die auch Fahrzeuge mitnimmt. Die Überfahrt war allerdings etwas abenteuerlich. Bereits bei der Einfahrt in den Hafen fing das Chaos an. Zunächst war am Hafentor eine Gebühr zu entrichten. Als wir an der Fähre ankamen wurde nochmals eine Gebühr verlangt. Wie sich später herausstellte, handelte es sich hierbei nur um Steuern und noch nicht um den Fahrtpreis, der später während der Fahrt noch bezahlt werden musste. Nach etlichem Hin- und Her hatten wir die Motorräder auf der Fähre aufgeladen. Zu unserem Erstaunen wurden die Motorräder gar nicht und die anderen Fahrzeuge erst während der Fahrt gesichert. Da mittlerweile ein Unwetter aufgekommen war und der Seegang das Schiff entsprechend hin- und herschaukelte, hatten wir große Mühe die Motorräder mit Händen und Füssen zu sichern. Schließlich stellten wir die Motorräder auf ihre Hauptständer und hielten Wache bei Carmen’s Motorrad, da dieses instabiler zu stehen schien. Es kam wie es kommen musste: Plötzlich hörten wir einen lauten Knall aus dem Heckbereich der Fähre. Micha’s Motorrad war vom Hauptständer gegen die Schiffswand gefallen. Nachdem Micha das Motorrad mit Hilfe eines Fährarbeiters wieder aufgerichtet hatte, stellte er fest, dass der linke Spiegel abgebrochen war und kroch unter ein nebenstehendes Auto, um ihn wieder hervorzuholen. Aber was soll’s – wir haben ja bereits Erfahrung im Anschweissen von Spiegeln. 😉 Die restliche Überfahrt sicherten zusätzlich zwei Fährarbeiter Michas Motorrad.
Auf der Insel angekommen, regnete es immer noch sehr stark, daher suchten wir uns ein nahegelegenes Hostel im Ort Moyogalpa. Den Abend beendeten wir bei einem leckeren italienischen Essen in einem nahegelegenen Restaurant.
Am nächsten Morgen fuhren wir 10 km weiter zur Finca Venecia, um Heidi und Bernd zu treffen. Da die beiden gerade aus Südamerika kamen, nutzten wir die Gelegenheit, um viele Informationen bezüglich Reiseroute, Grenzüberquerungen, Straßenzuständen und Unterkunftsmöglichkeiten auszutauschen. Wir verbrachten zwei sehr nette Tage mit den beiden, bevor die zwei Richtung Honduras weiterfuhren.
Da Carmen sich eine dicke Erkältung zugezogen hat, bleiben wir noch etwas in der Finca Venecia, damit Carmen sich auskurieren kann.
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Beitrag von: | michasifi und carmen.on.the.road |
Zwei auf einen Streich
Heute stand uns ein zweiter Horrortag bevor: Wir hatten vor, zwei Grenzen an einem Tag zu passieren, um nicht in Honduras übernachten zu müssen. Honduras gilt als eines der gefährlichsten Länder Zentralamerikas. Daher wollten wir unser Glück nicht herausfordern und dieses Land möglichst schnell hinter uns lassen. Also standen wir früh morgens gegen 5 Uhr auf, um nach einem leckeren Frühstück im Comfort Inn kurz vor 8 Uhr an der Grenze zu Honduras zu sein.
Bisher hatten wir die Bikes immer nacheinander importiert, was uns meist sehr viel Zeit gekostet hatte. Dieses Mal versuchten wir aus diesem Fehler zu lernen und beschlossen, die Bikes gleichzeitig durch den Grenzprozess zu bringen. Damit jeder von uns in den „Genuss“ der Grenzprozessbearbeitung kommt, teilten wir die Aufgaben unter uns auf: Micha war für die Grenzüberschreitung von Guatemala nach Honduras zuständig, während Carmen den Prozess für die Überführung von Honduras nach Nicaragua übernahm.
Die Komplexität der Überwindung dieser beiden Grenzen ist kaum zu überbieten. Da wir keine Grenzhelfer nutzen wollten, die nach Berichten anderer Reisenden hauptsächlich Touristen abzocken, haben wir beschlossen, die Überschreitung auf eigene Faust durchzuführen. Dafür haben wir uns eine detaillierte Beschreibung der Grenzüberschreitung in – gefühlt – tausend Schritten von folgender sehr hilfreicher Seite heruntergeladen: Honduras in one day.
Michas größte Befürchtung zum Grenzübergang El Salvador -> Honduras waren die aufdringlichen „Helfer“ von denen in vielen Reiseblog berichtet wurde. Glücklicherweise trat diese Befürchtung nicht in dem Maße ein. Einige Helfer versuchten zwar, ihren Service anzubieten, liessen sich jedoch schnell abwimmeln. Die erste Grenzüberschreitung hat ca. 2,5 bis 3 Stunden gedauert, wobei ein Großteil der Zeit für das Kopieren von Dokumenten und für das Warten auf Beamte, die diese Dokumente prozessieren, spendiert wurde. Interessanterweise scheint der ganze Aufwand für die Katz zu sein, da die sorgfältig ausgefüllten und gestempelten Dokumente nur auf einem von vielen Riesenstapeln Papier landen.
Mit den Importpapieren und Einreisestempeln in der Tasche fuhren wir die ca. 130 km durch Honduras. Das Land ist bekannt für seine korrupten Polizisten, jedoch trafen wir auf keinen von diesen und konnten ungehindert an die Grenze zu Nicaragua fahren.
Abgesehen davon, dass die Grenzbeamten zum Zeitpunkt unserer Ankunft gerade Siesta machten, verlief der Aus- und Einreiseprozess von Honduras nach Nicaragua mit einer Ausnahme relativ reibungslos: In unserer Schritt für Schritt Anleitung wurde beschrieben, dass wir am Ende des Prozesses von den Fahrzeugimportpapieren drei Kopien anzufertigen hatten. Da uns sowohl der Zollbeamte als auch ein weiterer Grenzbeamter steif und fest versicherten, dass nur zwei Kopien notwendig wären, vertrauten wir ihnen und fertigten auch nur zwei an. Dies erwies sich als ein Fehler: Die beiden Kopien wurden direkt vor Ort eingezogen und natürlich forderten zwei Kontrolleure kurz hinter der Grenze eine dritte Kopie. Also mussten wir zurückfahren und die dritte Kopie anfertigen, was an sich kein Problem darstellte, uns jedoch sehr erstaunte, da anscheinend keiner der Grenzbeamten den kompletten Prozess versteht.
Nach diesem anstrengenden Tag suchten wir uns eine Unterkunft in Esteli im Norden von Nicaragua.
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Beitrag von: | michasifi und carmen.on.the.road |
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