Südamerika: Wir kommen!
Da man beim Bau der Panamericana leider 90 km zwischen Panama und Kolumbien, den sogenannten Darien Gap, „vergessen“ hat, muss man sich andere Wege suchen, um nach Südamerika überzusetzen. Wir haben uns für die Stahlratte entschieden, ein über 100 Jahre altes Segelschiff unter deutscher Flagge, welches die Strecke regelmäßig fährt und auch Motorräder mitnimmt.
Die Vorbereitungen zum Segeltörn starteten am 31. Oktober. Wir fuhren zusammen mit 12 anderen Bikern von Panama City an die Bucht von San Blas, von wo aus unsere Motorräder auf die Stahlratte geladen werden sollten. Die Fahrt war atemberaubend. Die Straße führt auf und ab wie eine Achterbahn und stellenweise war der Asphalt weggespült worden und wir mussten durch Geröll und Dreck fahren. Leider war ausgerechnet heute Carmen’s Hinterradbremse defekt, weshalb sie die engen Kurven nur relativ langsam nehmen konnte. ( Micha hatte trotzdem Probleme auf den geraden Strecken an ihr dran zu bleiben 😉 ). Später stellten wir fest, dass das hintere Plastikschutzblech ins Hinterrad gekommen war, dabei zerstört wurde und Stücke davon in die Bremse gelangt waren.
Am Pier wurden wir dann schon von Ludwig, dem Kapitän der Stahlratte, begrüsst. Wir nahmen unser komplettes Gepäck von den Bikes, welches daraufhin in Schlauchboote gepackt wurde und damit zur Stahlratte gefahren wurde. Die Bikes selbst wurden per Schiffskran und mit abenteuerlich verknoteten Seilen (jedenfalls sah es für den Laien abenteuerlich aus ;-)) auf das Schiff geladen und dort verzurrt.
Den Abend verbrachten wir alle in einem kleinen Indianerdorf. Wir schliefen in Bambus- und Holzhütten, die direkt zwischen den Häusern der Indianer gelegen waren. Leider war unsere Hütte nicht ganz dicht und es regnete ab und zu mal etwas rein.
Am nächsten Tag startete unser mehrtägiges Segelabenteuer. Zuerst fuhren wir mit der Stahlratte zu ein paar kleinen Karibikinseln und ankerten dort. Obwohl auch andere Segelboote anwesend waren, hatten wir gleich mehrere Inseln für uns alleine. Tagsüber feierte Carmen mit Aron und Serafina von den Hungry Riders etwas verspätet Halloween und abends grillten wir mit den anderen Bikern auf einer der kleinen Inseln bis spät in die Nacht.
Auch den nächsten Tag verbrachten wir zwischen diesen Trauminseln mit Schnorcheln, Schwimmen oder einfach nur relaxen. Während Carmen viel Spaß am Schnorcheln hatte, stellte Micha erneut fest, dass Wasser einfach nicht sein Element ist. Später setzten wir auf eine super-kleine Insel über, die nur aus Sand, zwei Palmen und einem malerischen Riff bestand – ein richtiges Schnorchelparadies! Den Abend krönten wir dann bei einem gemeinsamen Essen mit Fisch und Hummer.
Am nächsten Tag warf der Kapitän morgens um 6 den Schiffsdiesel an und setzte etwas später die Segel, um die Reise nach Cartagena zu beginnen. Obwohl die See ruhig war, schaukelte das Schiff dennoch gewaltig. Manche nahmen Tabletten gegen Seekrankheit und bei anderen half auch das nicht mehr.
Nach 26 stündiger Fahrt kamen wir dann aber in Cartagena an und wurden an Land gesetzt. Die Bikes mussten leider noch an Bord bleiben, da wir an einem Sonntag ankamen. Zudem war am Montag auch noch Feiertag, weshalb wir bis Dienstag auf die Einfuhr der Motorräder warten mussten. Die Wartezeit verbrachten wir mit Sightseeing und netten Gesprächen mit den anderen Fahrern.
Am Dienstag war es dann endlich so weit und unsere Moppeds wurden wieder an Land gebracht. Diesmal konnte die Stahlratte jedoch nicht so nah ans Land fahren. Daher mussten die Motorräder mit dem Schiffskran in ein Schlauchboot verladen werden, mit dem sie dann ans Land verschifft wurden. Vom Schlauchboot wurde dann jedes Motorrad mit simpler Muskelkraft auf den Pier gehoben. Überraschenderweise ging alles gut, nur der rechte Spiegel von Roy’s BMW, einem Motorradfahrer aus Norwegen, fiel dem Transport zum Opfer.
Das Importieren der Motorräder sollte eigentlich nur wenige Stunden dauern. Doch dank eines nicht wirklich ernst gemeinten Streiks und einigen Computerproblemen der Versicherung, dauerte es den ganzen Tag bis die Bikes endlich legal in Kolumbien eingeführt waren. Daher wurde es auch nichts mit der Weiterfahrt und wir blieben einen weiteren Tag in Cartagena.
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Beitrag von: | michasifi und carmen.on.the.road |
Schüsse in Panama City
Der Hostelbesitzer aus Boquete empfahl uns eine kleine, unbefestigte Strasse nach Santa Catalina, einem ruhigen Ort an der Pazifikküste Panamas, zu nehmen. Die Strasse war dann doch besser als vermutet. Weite Teile waren neu asphaltiert und nur einige Streckenabschnitte waren Schotterpisten.
Santa Catalina war noch ruhiger als erwartet. Da wir uns gerade in der Nebensaison befinden, waren die Hostels fast leer und wir hatten freie Auswahl. Wir entschieden uns für ein Hostel direkt in Santa Catalina in der Nähe des Strandes. Die Nebensaison machte sich erneut bemerkbar, als wir auf der Suche nach Restaurants und Bars waren. Die meisten Restaurants waren geschlossen, selbst die einzige Bar am Strand hatte nur am Samstag Abend offen. Trotzdem gibt es ein zahlreiches Angebot an Wassersportaktivitäten, wie z.B. Tauchen, Schnorcheln und Kayaking. Da diese Angebote unser Budget gesprengt hätten, verbrachten wir die Zeit mit Lesen und sprangen gelegentlich in die Wellen.
In vier Tagen startet unsere Überfahrt nach Kolumbien. Viele Motorradreisende, die auch mit der Stahlratte übersetzen wollen, befinden sich gerade in dem Hostel ‚Carmen‘ in Panama City. Daher beschlossen wir zusammen mit den Hungry Riders auch in Richtung Panama City aufzubrechen. Einen Großteil der Strecke fuhren wir auf der Panamericana, die schnurgerade durch Panama führt und dementsprechend ermüdend ist. Nach ein paar Stunden Fahrt kamen wir schließlich sehr gerädert in Panama City an und wurden zur Begrüßung mit zwei Schüssen aus einer Nebenstraße empfangen. Aren war zwar der Meinung, dass es sich um Feuerwerk handelte, aber für uns klang es doch sehr nach Pistolenschüssen.
Im Hostel standen bereits sechs andere Motorräder und wir waren erleichtert, dass im Hostel noch genug Platz für uns und unsere vier Motorräder war. Hier trafen wir einige bekannte Gesichter wieder, wie z.B. Harry auf seinem Veggie Bike und Jesper, den wir bereits in Boquete getroffen hatten. Insgesamt sind wir hier zehn Motorradreisende, von denen tatsächlich drei Frauen sind, die alle auf ihrem eigenen Motorrad unterwegs sind. Abends gingen wir alle zusammen zu einem netten Italiener und tauschten Erfahrungen und Abenteuer aus.
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Beitrag von: | michasifi und carmen.on.the.road |
Aussitzen von Hurrikan ‚Sandy‘
Boquete ist der richtige Ort, um ein paar Tage auszuspannen. Aufgrund der Höhe ist das Klima gemäßigt und die Stadt bietet viele Restaurants, Cafes und Bars. Da wir ein sehr nettes Hostel gefunden hatten, in dem außerdem mehrere andere Motorradreisende untergekommen waren, verlängerten wir unseren Aufenthalt Tag für Tag. Schließlich hörten wir, das Hurrikan ‚Sandy‘ in der Karibik sein Unwesen treibt. Glücklicherweise bekamen wir in Boquete nur die Ausläufer des Sturms zu spüren, die uns einige Tage Regenwetter bescherten. Da wir genug zu Lesen mit haben und zudem eine Grillparty im Hostel angesetzt war, störte uns eine weitere Verlängerung des Aufenthalts nicht besonders.
Die Grillparty war kurzfristig auf Mittwoch abend vorverlegt worden. Der Hostelbesitzer stellte Grillfleisch und einige Getränke kostenlos zur Verfügung, während jeder Teilnehmer etwas zur Party beisteuerte, wie z.B. Salate, Dessert oder Wein. Da fast die Hälfte der Hostelgäste aus Deutschland kamen, hatte das Hostelteam sogar eine Art Bratwurst besorgt. Die Party hat uns sehr viel Spaß gemacht. Neben dem leckeren Essen konnte man sich super unterhalten und zu späterer Stunde wurden die Gitarren rausgeholt.
Am Freitag hatten wir dann doch genug von Boquete. Zum Glück hatte sich auch der Hurrikan bis dahin verzogen und wir schlossen uns mit den ‚Hungry Riders‘ zusammen, um nach Santa Catalina an die Pazifikküste zu fahren.
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Beitrag von: | michasifi und carmen.on.the.road |
Auf dem Dach von Panama
Auf dem Parkplatz des Hostels ‚Refugio del Rio‘ standen bereits zwei andere Motorräder, die, wie sich später herausstellte, den Motorradreisenden Aren und Serafina gehören. Die beiden US – Amerikaner fahren auch für ein paar Monate die Panamericana entlang und planen, wie wir, den Darien Gap von Panama nach Kolumbien mit dem Segelschiff ‚Stahlratte‘ zu überqueren. Ein weiterer Panamericanareisender kam einen Tag später dazu. Der Däne Jesper ist ebenfalls mit dem Motorrad unterwegs und entschied sich ebenfalls für die Stahlratte.
Eines der Highlights in Boquete ist die Wanderung auf den Vulkan Baru, dem höchsten Berg Panamas. Um den Sonnenaufgang auf dem Gipfel des Berges erleben zu können, buchten wir die Nachttour. Da die Wanderung um 23:30 Uhr startete, versuchten wir ein paar Stunden vorzuschlafen. Nachdem wir uns ein paar Stunden vergeblich in den Betten hin- und hergedreht hatten, gingen wir in den Aufenthaltsraum des Hostels, wo uns der Guide abholen wollte. Dort stiess Aren zu uns, der sich inwischen entschlossen hatte, sich der Wanderung anzuschliessen.
Mit dem Jeep fuhren wir zum Startpunkt der Wanderung, der auf 1840m lag. Bei stockfinsterer Nacht wanderten wir mit Stirn- und Taschenlampen durch den Nebelwald am Fuße des Vulkans. Der erste Teil der Wanderung war sehr steil und zu allem Überfluss fing es nach kurzer Zeit auch noch zu regnen an. Erst nach einigen Stunden wurde es trocken, als wir die Wolkendecke passiert hatten. Jedoch wurde es nun mit jedem Höhenmeter immer kälter. Gegen 5 Uhr morgens erreichten wir schließlich die Rangerstation kurz vor dem Gipfel. Die Station ist dauerhaft von zwei Polizisten besetzt, die die nahegelegenen Radio- und Satellitenantennen bewachen. Die Polizisten wechseln sich im Zweiwochenrhythmus ab und verbringen den ganzen Tag in einem kleinen Raum mit Stockbetten, Fernseher und einer Toilette. Nach dem langen Aufstieg waren wir froh, dass uns die Polizisten trotz der frühen Uhrzeit hereinbaten und uns heissen Kaffee anboten.
Kurz vor Sonnenaufgang kletterten wir die letzten, wenigen Meter hinauf auf den Gipfel und beobachteten, wie die Sonne am roten Horizont aufging. Bei klarer Sicht kann man vom Gipfel sowohl den Pazifik als auch den Atlantik sehen. Obwohl wir uns gerade in der Regenzeit befinden und unter uns eine dicke Wolkenschicht die Sicht teilweise verdeckte, hatten wir Glück und konnten im Westen den Pazifik sehen.
Nach einem Frühstück auf dem Gipfel, begannen wir den Abstieg. Für den Rückweg brauchten wir zwar etwas weniger Zeit und er war auch weniger anstrengend, jedoch wurden unsere Knie und Füsse ziemlich in Mitleidenschaft genommen. Nach dem 27 km Fussmarsch humpelten wir in den Jeep, der uns zurück nach Bouquete fuhr. Wir kamen gegen Mittag im Hostel an und fielen erschöpft in die Betten. Da uns Bouquete immer besser gefällt, haben wir uns entschlossen, noch ein paar Tage hier zu bleiben.
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Beitrag von: | michasifi und carmen.on.the.road |
Inselfrühstück in Bocas del Toro
Puerto Viejo ist ein kleines Karibikstädchen im Südosten Costa Ricas. Der schöne Strand und die vielen kleinen Restaurants und Strandbars ziehen viele Hippies, Rastas und Aussteiger an. Der Geruch von Gras lag in der Luft und uns wurde nicht nur einmal Marihuana angeboten. Diese Atmosphäre und das dazu etwas schmuddelige Ambiente gefiel uns nicht sonderlich und veranlasste uns am nächsten Morgen weiter Richtung Süden zu fahren.
Wir waren bisher nur ein paar Tage in Costa Rica und sind sehr beindruckt von der schönen Landschaft hier. Costa Rica hat sicherlich noch sehr viel mehr zu bieten, insbesondere viele exotische Tiere. Es wird allerdings auch die Schweiz Mittelamerikas genannt, da die Preise auf europäischen Niveau sind. Derartiges stellt für eine 3-wöchige Urlaubsreise sicherlich kein Problem dar, würde jedoch ein grösseres Loch in unsere Reisekasse reissen. Daher beschlossen wir in das etwas günstigere Panama weiterzureisen.
Wir wählten den kleinen und recht ruhigen Grenzübergang bei Sixaola, um nach Panama einzureisen. Diesmal war Carmen an der Reihe den Papierkram an der Grenze zu erledigen. Der Prozess verlief problemlos und wir hatten nach etwa 2 Stunden alle notwendigen Papiere in der Tasche.
Unser ursprünglicher Plan war es, mit den Motorrädern direkt per Fähre auf die Insel Colon nach Bocas del Toro überzusetzen. Es stellte sich jedoch vor Ort heraus, dass die Fähre nur einmal täglich morgens um 8 Uhr fährt. Da wir erst nachmittags ankamen, suchten wir uns ein Hotel in der nahegelegenen Stadt Almirante. Am nächsten Morgen kamen wir leider nicht rechtzeitig aus den Betten und verpassten die Fähre. Um nicht eine weitere Nacht in der heruntergekommenen Stadt Almirante verbringen zu müssen, nahmen wir ein Wassertaxi nach Bocas del Toro. So konnten wir uns die Stadt zumindest zu Fuss anschauen und dort frühstücken.
Im Gegensatz zu Puerto Viejo, gefiel uns Bocas del Toro sehr gut. Neben vielen kleinen Restaurants und Bars, gibt es hier auch ein umfangreiches Angebot an Wassersportaktivitäten, wie Schnorcheln und Kayaking. Nach einem leckeren Frühstück fuhren wir mit einem Speedboot wieder zurück nach Almirante und sattelten unsere Motorräder für die Weiterfahrt nach Boquete. Die 2-3 Stunden Fahrt nach Boquete vergingen Dank der kurvigen Bergstrassen und schönen Landschaft wie im Fluge. Wir checkten im Hotel Refugio del Rio ein, in dem wir noch weitere Motorradreisende kennenlernen sollten.
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Beitrag von: | michasifi und carmen.on.the.road |
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