Auf nach Bolivien oder lieber doch Chile? :-)
Ursprünglich hatten wir geplant nach Bolivien weiter zu reisen und so machten wir uns auf den Weg nach Puno am Titicacasee nahe der Grenze zu Bolivien. Abgesehen von der tollen Lage am See ist Puno eine ziemlich häßliche Stadt. Wir hatten einige Mühe, eine Unterkunft mit Parkmöglichkeiten für die Bikes zu finden. Schließlich hat es dann doch noch geklappt.
Abends wollten wir uns auf die Weiterreise nach Bolivien vorbereiten und fanden folgende Seite über die Straßenverhältnisse in Bolivien. Die Berichte anderer Motorradreisender waren auch nicht vielversprechender und so überlegten wir hin und her, wie wir nun weiter vorgehen sollten.
Am nächsten Morgen entschlossen wir uns schweren Herzens doch Richtung Chile weiter zu fahren, da uns die Straßenverhältnisse Boliviens in der Regenzeit doch etwas zu unberechenbar erschienen. Leider verpassen wir dadurch den Salar de Uyuni, einem großen Salzsee in Bolivien, den wir überqueren wollten. Allerdings steht der Salzsee aufgrund der Regenzeit zum großen Teil bereits unter Wasser, so dass dieses Vorhaben sowieso nicht mehr geklappt hätte,
Um nach Chile zu kommen, mussten wir nach Tacna zurück ans Meer fahren. Auf der Fahrt dorthin hat uns doch tatsächlich die peruanische Polizei angehalten und wollte unsere internationale KFZ Versicherung für Peru sehen, die wir natürlich nicht hatten. 😉 Zum Glück akzeptierten sie auch unseren selbst ausgestellten Versicherungsschein, den wir vor einigen Wochen erstellt und ausgedruckt hatten.
Die Grenzüberschreitung nach Chile war sehr einfach, aber auch sehr nervig, da zum ersten Mal von uns verlangt wurde, alle Gepäckrollen und Koffer zum Durchleuchten zu entladen. Über Nacht blieben wir in Pozo al Monte, einer kleinen Stadt im Norden Chiles.
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Beitrag von: | michasifi und carmen.on.the.road |
„Bikertreffen“ in Cusco
Nach einer weiteren Fahrt durch die Berge und über 4000m hohe Pässe kamen wir am Nachmittag in Cusco an. Alex und Mathias, zwei Biker aus Deutschland, hatten uns ein günstiges, biker-freundliches Hostel direkt in der Innenstadt von Cusco empfohlen. Dort angekommen, staunten wir nicht schlecht, als wir weitere 5 Bikes mit 8 Bikern, allesamt aus Deutschland, vorfanden. Alle Motorradfahrer waren wie wir auf Südamerikatour Richtung Ushuaia unterwegs.
Neben den deutschen Bikern waren auch Steve und Roy, zwei norwegische Biker, die wir von der Stahlratte kennen, in Cusco. Abends gingen wir mit den beiden essen, allerdings hatten wir keine gute Wahl getroffen: Wir gingen in ein günstiges Touri-Restaurant, das ganze Menüs für nur 15 Soles ( ca. 5 € ) anbot. So war es kein Wunder, dass das Alpaca Steak kalt und zäh war und zudem auch noch den Wunsch hatte, möglichst schnell unseren Verdauungstrakt zu verlassen. 😉 Nichtsdestotrotz gingen wir noch auf einen Absacker in eine Bar und tranken das peruanische Nationalgetränk „Pisco Sour“.
Am nächsten Tag frühstückten wir gemeinsam mit den anderen deutschen Bikern und verabschiedeten uns von ihnen, da fast alle nach dem Frühstück Richtung Colca Canyon aufbrachen. Da wir beide den Colca Canyon schon gesehen haben, blieben wir noch einen weiteren Tag in Cusco und schauten uns ein paar Ruinen am Rande der Stadt an. Von dort hatte man auch einen tollen Überblick über Cusco.
Da Steve und Roy am nächsten Tag ihre Rückreise nach Norwegen antraten, nutzten wir die Gelegenheit zu einem Abschiedsessen mit den beiden. Dieses Mal schauten wir jedoch nicht auf’s Geld und aßen in dem wahrscheinlich teuersten Restaurant der Stadt. Das Essen war allerdings auch dementsprechend gut.
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Beitrag von: | michasifi und carmen.on.the.road |
Turbulenter Flug über die Nazca-Linien
Unser nächstes Ziel waren die berühmten Nazca-Linien. Auf dem Weg dorthin hatten wir ziemlich heftigen Seitenwind, der typisch an der Küste Peru’s zu sein scheint. So hatten wir schonmal einen kleinen Vorgeschmack dessen, was uns in Patagonien erwartet wird. Unsere Fahrt führte auch durch den dichten Verkehr Lima’s und wir waren recht froh als wir die verstopften Strassen hinter uns gelassen hatten.
Nach langer Fahrt kamen wir am späten Nachmittag in Nazca an und entschlossen uns am nächsten Morgen über die berühmten Nazca-Linien zu fliegen. Morgens um 8Uhr brachte uns ein Taxi zum Flughafen auf dem wir einen richtigen kleinen Check über uns ergehen lassen mussten, wie z.B. Gepäckkontrolle, Wiegen usw… Danach stiegen wir in eine kleine Cessna ein und setzten zum Start an. Die Cessna flog ziemlich tief und kurvte um die Graphiken, damit wir die Nazca-Linien so nah wie möglich sehen konnten. Dies war zwar gut gemeint, aber nach ca. 10 Minuten war uns beiden so übel, dass wir nur noch zurück auf festen Boden wollten. Die 4 Tage auf der „Stahlratte“ waren nichts gegen die 20 Minuten Flug über die Nazca Linien. Uns hat es gewundert, dass sich die Leute nicht in Massen bei dem Flug übergeben haben. Unser Fazit ist: Viel Geld für einmal Flugkrankheit und eine nicht übermässig beeindruckende Aussicht.
Nach dem Flug mussten wir uns erstmal ein wenig von der Übelkeit erholen bevor wir uns wieder in die Sättel schwangen. Es ging über die Berge Richtung Cusco. Da wir erst gegen Mittag aufgebrochen waren, mussten wir in einem kleinen Dorf in den Bergen übernachten. Ursprünglich hatten wir überlegt wild zu campen. Aber wegen der klirrenden Kälte und Regen waren wir froh, dass wir ein Hostelzimmer mit Parkmöglichkeiten für die Bikes gleich neben den Betten fanden.
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Beitrag von: | michasifi und carmen.on.the.road |
Schotterpiste durch den Canyon del Pato
In Peru wechselte die Vegetation drastisch: Während in Ecuador die Panamericana kurvig durch üppige Bergvegetation führte, erstreckte sie sich in Peru schnurgerade durch Steppen und Wüstenlandschaft. Da die schnurgerade Strecke auf Dauer ein wenig langweilig war, beschlossen wir der Empfehlung von Steve und Roy, zwei Motorradreisenden, die wir auf der Stahlratte kennengelernt hatten, zu folgen und durch den Canyon del Pato zu fahren.
Der Canyon führt am Rio Santa entlang und bildet eine Schlucht zwischen den Bergketten Cordillera Negra und Cordillera Blanca. Wir starteten die Tour früh morgens in Santa, um genug Zeit im Canyon verbringen zu können. Zunächst führte uns die Tour auf einer asphaltierten Straße entlang. Kurze Zeit später wurde sie jedoch zu einer anfangs breiten und später immer enger werdenden Schotterpiste, die über wacklige Brücken und unzählige, unbeleuchtete Tunnel führte. Letzteres stellte ein kleines Problem dar, da bei Carmen das Licht ausgefallen war. In den längeren Tunnelstücken musste daher Micha mit leicht betätigter Bremse ca. 2 bis 3 Meter vor Carmen vorfahren, um ihr mit dem Bremslicht den Weg zu leuchten. Abgesehen von dieser kleinen Unanehmlichkeit, hatte die Fahrt auf der unbefestigten Piste vorbei an den tiefen Schluchten sehr viel Spaß gemacht. Zudem war die Aussicht über den Canyon atemberaubend.
Kurz vor Caraz war die Straße wieder asphaltiert und wir fuhren vorbei an Gletschern über Huaraz wieder zurück auf die Panamericana am Meer.
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Beitrag von: | michasifi und carmen.on.the.road |
Glück im Unglück
Von Banos aus starteten wir eine lange Etappe durch die Berge vorbei am schneebedeckten Chimborazo nach Loja. Wir blieben zwar weiterhin auf der Panamericana, die auf diesem Teilstück sehr kurvig ist und super viel Spass machte. So fuhren wir einige Stunden unermüdlich durch die Berge bis wir zu einer langgestreckten Brücke kamen. Da geschah es: Micha war an diesem Tag vorgefahren und passierte die Brücke. Am Ende der Brücke befand sich komplett unerwartet ein kaum sichtbarer, nicht markierter Speed-Bump (Geschwindigkeitshuckel?). Micha sah den Huckel im Aspahlt in letzter Sekunde und machte eine Vollbremsung, um nicht über den Huckel zu fliegen. Ungeschickterweise sah auch Carmen den Huckel nicht und wurde von der Vollbremsung überrascht. Sie bremste zwar noch, aber es war leider zu spät. Sie krachte mit geschätzen 60 km/h mit ihrem rechten Koffer in Michas linken Motorradkoffer. Durch die Wucht des Aufpralls wurden beide Koffer abgerissen und wir beide zu Boden geschleudert. Wir rutschen einige Meter auf dem Asphalt entlang, kamen zum Glück jedoch recht schnell zum Stillstand. Micha’s Fuss war unter seiner Maschine eingeklemmt, doch Carmen konnte das Motorrad anheben und so Michas Fuss befreien. Nach einem kurzen Check stellten wir fest, dass uns ausser ein paar Prellungen und Schürfwunden nichts weiter passiert ist. Zum Glück hatten wir die kompletten Schutzklamotten getragen. Auch die Motorräder hatten keinen grossen Schaden genommen, nur die Alukoffer und Carmen’s Tankrucksack wurden in Mitleidenschaft genommen, um es gelinde auszudrücken. Die Kofferhalterungen waren teilweise abgerissen und die Koffer selbst total verbogen. Nach einigem Basteln konnten wir die Koffer wenigstens sporadisch befestigen und die 100km weiter nach Loja fahren.
In Loja angekommen checkten wir in einem netten Hostel direkt in der Innenstadt ein und überlegten uns unsere Optionen. Unser erster Ansatz war es, neue Koffer zu beschaffen. Wir fanden auch tatsächlich noch am selben Abend einen Satz Softbags für schlappe 240 US-Dollar. Der Preis war uns definitiv zu hoch und daher überlegten wir, ob wir nicht unser Gepäck so weit reduzieren können, dass wir mit 2 Koffern weniger fahren können. Mit dieser Idee im Hinterkopf schlossen wir den Tag ab. So richtig zufrieden waren wir mit dieser Option jedoch auch nicht und beschlossen am nächsten morgen mit den Koffern zu einer kleinen Werkstatt zu gehen, um die Boxen richten zu lassen. Der Schlosser war weder motiviert noch ein Meister seines Faches, allerdings schlug er die Alukoffer immerhin so zu recht, dass wir die Koffer wieder an den Motorrädern befestigen und sie halbwegs schliessen konnten. Wasserdicht sind sie zwar nun nicht mehr, aber wozu gibt es Plastiktüten. 🙂 Ausserdem haben wir noch jeweils ein Loch in die Koffer bohren lassen, damit reinlaufendes Regenwasser ablaufen kann.
Nach dieser kleinen Verzögerung machten wir uns am nächsten Morgen zur Grenze nach Peru auf. Auf dem Weg dorthin wurden wir von einer Militärkontrolle angehalten. Die Soldaten waren jedoch sehr nett und nach einer kurzen Ausweiskontrolle machten sie noch ein paar Erinnerungsfotos mit uns.
Der Grenzübertritt verlief dann sehr unspektakulär: Der Prozess war sehr einfach, allerdings dauerte die ganze Prozedur mal wieder fast 2 Stunden. In der ersten grossen Stadt hinter der Grenze, in Piura, suchten wir verzweifelt ein preisgünstiges Hotel mit Parkmöglichkeit für die Bikes. Wir waren schon ziemlich entnervt, als uns Felipe und seine Familie ansprachen. Felipe konnte sehr gut Deutsch, da er für 6 Monate in Deutschland gelebt hatte und zeigte uns ein günstiges Hostel direkt im Zentrum. Nach dem check-in gingen wir noch mit Felipe, seiner Frau und seinen beiden Söhnen essen. Ein herzlicheren Empfang in Peru hätten wir uns gar nicht vorstellen können.
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Beitrag von: | michasifi und carmen.on.the.road |
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